Was stimmt nicht mit unserem Geldsystem?

Die Inflation ist inzwischen überall. In den Supermärkten, an den Tankstellen, den Stammtischen - und in den Medien. Teuerungsraten wie wir sie seit 40 Jahren nicht mehr gesehen haben. Die Rede ist von Pandemie, zerissenen Lieferketten und Russlands Krieg. Die Kosten für Energie und Verkehr steigen besonders schnell. Aber das strukturelle Problem geht viel tiefer.

Unser ganzes Geldsystem basiert auf Inflation. Daher kommt der "Wachstumszwang", den viele kritisieren. Die Zahlen müssen ständig steigen. Und tun sie es nicht, öffnen die Notenbanken ihre Geldschleusen. Sie kaufen Staatsanleihen in großen Mengen. Und mancherorts, etwa in Japan, schon Aktien. Geht es so weiter, droht das Ende der Marktwirtschaft, sagt der deutsche Ökonom Gunther Schnabl. An deren Stelle entsteht eine Art Staatskapitalismus, wenn man das so nennen kann.

Mit Gunther Schnabl, der an und für Notenbanken auf der ganzen Welt gearbeitet hat, steige ich in die Untiefen unseres Geldsystems. In der neuesten Folge von "Was Bitcoin bringt" versuchen wir, die Ursachen und Folgen der monetären Inflation zu identifizieren. Nicht nur die aktuellen - sondern auch die langfristigen.

Denn unser inflationäres Geldsystem ist einer der wichtigsten Gründe für die extrem ungleiche Vermögensverteilung auf der Welt. Und die Staaten verschlimmbessern die Lage höchstens, wenn sie "steuernd" eingreifen. Aktuell reden viele Politiker schon von Preiskontrollen. Bitcoin kann in dieser Welt eine Art Gegengewicht darstellen. Ein "Sanktionsmechanismus" sagt Schnabl. Ein Fieberthermometer, das anzeigt, wenn die Geldentwertung eskaliert.

• Prof. Gunther Schnabl leitet das Institut für Wirtschaftspolitik an der Uni Leipzig und hat dort seit April 2006 den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen inne.
• Gunther Schnabl auf Twitter: https://twitter.com/GuntherSchnabl